Before I die I want to – Aktion

Die eigene Vergänglichkeit ist ein eher schwieriges Thema für die meisten von uns. Wahrscheinlich, weil wir uns dann unangenehmen Gefühlen wie Trauer, Hilfslosigkeit, und auch Ängsten stellen müssten. Die Erfahrung in der Hospizarbeit zeigt aber, dass die Beschäftigung mit dem Tod das Leben tatsächlich bereichern kann. Denn am Ende bereut man meistens nicht, was man gemacht hat, sondern was man verpasst hat. Aus diesem Grund und um das 15-jährige Hospizbestehen zu feiern, wurde am Künstlermarkt in Bayreuth zusammen mit vielen Freiwilligen vom Hospizverein Bayreuth e. V. das interaktive Kunstprojekt der US-amerikanischen Künstlerin Candy Chang „Before I die I want to…“, umgesetzt. Es wurde von der Künstlerin auf einem leerstehenden Haus in New Orleans erstmals entwickelt, nachdem sie einen ihr nahestehenden Menschen verloren hatte. Das Projekt, das seit 2011 weltweit mehr als 5000-mal in 78 Ländern durchgeführt wurde, soll die Menschen dazu anregen, sich mit ihrer eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen und das Thema Tod enttabuisieren – es war eine Einladung zum Innehalten: Was möchte ich noch tun, bevor ich sterbe? Was ist mir wichtig im Leben?

Das Prinzip war einfach, aber wirkungsvoll: es wurden Tafel mit der Überschrift Before I die I want to… / Bevor ich sterbe, möchte ich… aufgestellt. Um diese Sätze zu ergänzen, wurde bunte Kreide bereitgelegt. Weitere Vorgaben gab es nicht. Alle Besucher des Bürgerfestes waren eingeladen sich zu beteiligen und die eigenen Wünsche festzuhalten.

Und so sammelten sich viele unterschiedliche, zum Teil allgemeine, aber auch persönliche und ungewöhnliche Wünsche auf den Tafeln: Gesund bleiben, die Welt bereisen, Frieden auf der Welt, die Depression besiegen, ein Kind bekommen, einen schnellen Arzttermin finden, einen Hund heranziehen, in der NHL spielen, im Bikini tanzen, mit Alpakas wandern etc. Wiederholt hat man immer wieder folgende Wünsche gelesen: mehr Zeit für sich und die Liebsten, lieben und geliebt werden und einfach glücklich sein. Wir waren dankbar und überwältigt von den unzähligen wunderbaren Beiträgen und den vielen Gesprächen, die uns auch persönlich sehr berührt haben.

Tod und Leben liegen im Hospiz und der Hospizarbeit besonders nah beieinander. Diesen letzten Lebensabschnitt durch Zeit und Zuwendung mit Sinn zu erfüllen, ist daher einer der wichtigsten Grundsätze der Hospizarbeit. Und gleichzeitig bietet die frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Tod eine Chance, nachträglich nichts bereuen zu müssen und in vollen Zügen gelebt und geliebt zu haben.

Und was möchten Sie noch tun, bevor Sie sterben?

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